„Das Leben ist die Kunst zu lernen, Eine unbeschwerte und fröhliche Kindheit? Es gibt viele Familien, in denen die Realität leider anders aussieht. Im Elisabethstift in Berlin erhalten diese Kinder ein neues Zuhause und eine Zukunftschance. Als Lukas die Baseballkappe geklaut wird, ist er stinksauer. Sie bedeutet ihm viel. Der 16-Jährige lebt im Elisabethstift. Er spricht mit Heimleiter Helmut Wegner über seinen Verlust. Der sagt ihm Hilfe zu, recherchiert, sucht nach der Kappe und lässt dabei nicht locker. Erfolgreich ist er mit seinen Bemü- hungen leider nicht. Die Kappe bleibt ver- schwunden. Lukas ist immer noch wütend, aber auch beeindruckt vom Einsatz des Heimleiters. „Nur, wenn ich Wort halte, bin ich glaubwürdig. Lukas hat eine wichtige Erfahrung gemacht: Jemand nimmt mich ernst und hilft mir“, erklärt Helmut Weg- ner. Zum Team des Elisabethstifts gehören Erzieher, Lehrer, Therapeuten, Psychologen, aber auch Mitarbeiter in der Wäscherei, der Küche oder im Hausdienst. Sie alle helfen den Kindern auf ihrem Weg in ein neues Leben, das nicht mehr von Gewalt, Miss- brauch, Verwahrlosung und Vernachlässi- gung bestimmt ist. „Viele Kinder kommen aus sehr schwierigen familiären Verhältnis- sen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Kin - der fit für‘s Leben zu machen.“ Existentielle Pädagogik Im ländlich-idyllischen Reinickendorf im Norden Berlins, hat das Elisabethstift seinen Stammsitz. Mit dem Waisenhaus einer Pas- torenwitwe hat 1903 alles begonnen. Auf dem gut einen Hektar großen Grundstück stehen zwölf Gebäude. Hier leben 80 Kinder und Jugendliche, hier gehen sie auch zur Schule. „Es ist ein kleines Dorf, aber keine Insel“, sagt Helmut Wegner. An den an deren neun Standorten des Elisa - beth stifts in Berlin leben weitere 135 „Ju- gendhilfekinder“. Was braucht ein Kind, damit es sich entwickeln kann? Das ist die zentrale Frage „existentiellen der Pädagogik“ im Elisabethstift. „Unsere Päda- gogik ist keine Methode oder ein Rezept, die uns bestimmte Handlungen vorschreibt, sondern eine Haltung. Wir bieten Raum, Schutz und Halt“, erklärt Helmut Wegner. Eine Kriseninterventionsgruppe im Elisa- bethstift nimmt Tag und Nacht ein Kind auf, das als „Kinderschutzfall“ von der Po- lizei oder auch der Feuerwehr, etwa nach einem Rettungseinsatz, gebracht wird. Dies gilt für alle Altersgruppen. „Inobhutnahme“ oder „Krisenintervention“ nennt es das Ge- setz. Zuerst geht es schlicht um den Schutz von Leib und Leben, danach vor allem um den Schutz der Seele. Worte dürfen nicht verletzen Die unbedingte Wertschätzung des Einzel- nen prägt das Menschenbild im Elisabeth- stift. „Die Kinder brauchen kein Mit leid, ihre 1